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Von Barbies und Buckets

Von Barbies und Buckets

Einige Leute mögen die Insel nicht so gerne, da der Strand recht speziell ist. Die beiden schmalen Küstenabschnitte von Koh Phi Phi werden nämlich heftig von den Gezeiten beeinflusst. Ist der Strand am frühen Morgen etwa zehn Meter breit, so dehnt er sich im Laufe des Nachmittags auf etwa 100 Meter aus. Das Wasser ist dementsprechend sehr flach und der Weg dahin mitunter etwas weiter. Aber der Sand ist super weich und das Wasser türkis-blau, klar und warm. Ich finde die Insel wunderschön. Meine Zeit verbringe ich am Strand oder in Hängematten. Ich hänge dort, genieße die Aussicht, lese und ermatte. Ich hängeermatte. Wieder einen Wortursprung geklärt. Es gibt Stellen auf dieser Insel, die so entspannt und paradiesisch sind, da reicht das leichte Schaukeln und das Meeresrauschen, um glücklich zu sein. Idylle pur. Ich liebe das Leben. Bis 20:00 Uhr.

Denn spätestens dann beginnt das, weswegen die meisten Touristen überhaupt erst hierher kommen. Party, Party, Party. Die drei Hauptbestandteile sind dabei Buckets, EDM-Musik und Feuer.

Party, Party, Party

Aus Buckets zu trinken entspricht dem bekannten „Eimer saufen“, nur mit kleineren Eimern.
Ich gebe zu, es klingt besser zu sagen, dass man einen Bucket anstelle eines Eimers bestellt. Aber das Ergebnis bleibt dasselbe. Man trinkt mit einem Strohalm aus einem kleinen Eimer, der ursprünglich produziert wurde, damit Kinder Sandburgen bauen können. Fehlt eigentlich nur, dass eine kleine Schaufel zum Umrühren benutzt wird. Was kommt als Nächstes? Das Abendessen, serviert in einer Playmobil-Burg? Taxifahrten mit einem Bobby-Car? Mit so einem Eimerchen herumzulaufen sieht recht bescheuert aus, aber die Leute finden es super. Jeder trinkt aus den Dingern.
Völlig aufgetakelte, junge Barbie-Verschnitte tragen die Eimerchen so stolz durch die Gegend als wären es ihre Louis Vuitton Fake-Täschchen. „Eimer-Barbies“ ist eine schöne Bezeichnung für diese Mädchen. Sogar eine wunderschöne. Ich bin dafür, ihn in Zielgruppen-Definitionen von Marketing-Kampagnen zu übernehmen. Überschminkte, Solarium-gegerbte Mädels zwischen 18 und 25, mit wasserstoff-blondem Haar und Top-Figuren, die mit ihrem Einkommen gerade so auskommen und ausser Party und eingesickertem Bleichmittel nicht viel im Kopf haben. Das sind Eimer-Barbies. Ich muss an die Band „Aqua“ denken und an ihren einzigen Hit: „Eimer-Barbie Girl, in a Barbie world. Drinks in plastic, its fantastic.“.

Selbstverständlich gibt es auch Eimer-Kens. Alle sind sehr durchtrainiert und sehr braun gebrannt. Viele sind auch sehr jung, so dass einige Eimerchen am nächsten Tag wohl doch zum Sandburg bauen einsetzen. Schön. Am Abend sind sie aber sowohl bei Barbie als auch bei Ken mit Thai Whiskey und dem einheimischen Red Bull gefüllt.
Thai Whiskey. Das ist auch ein Anderes Thema. Wer wissen will, wie Kopfschmerzen riechen, der muss nur einmal an einer Flasche Thai Whiskey schnuppern. Kopfschmerz! Ein wenig duftet er auch nach Benzin. Das ist nur logisch, denn er beschleunigt den Rausch auch dementsprechend. Von null auf drei Promille in zwei Stunden. Um 22:00 Uhr ist die Mehrheit also komplett bedient und hat Navigationsprobleme wie ein unerfahrener Segler auf rauer See. Liebe Mutter, wenn Du das liest: Ich natürlich nicht. Nie. Ich bin ja kein Ken. Und auch nicht so jung. Und so durchtrainiert. Sondern brav. Und vernünftig. Und besonnen. Und gesonnt. Und habe das nur einmal gemacht. Über Feuer und EDM schreibe ich dann ein andernmal, jetzt habe ich keine Zeit mehr. Mein Eimer wird warm.

Das ist dann ein Anderes Thema.
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