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So muss es sein an einem Einhorn zu lecken

So muss es sein an einem Einhorn zu lecken

Der Flug nach Chiang Mai verläuft problemlos. Auch ein Taxi habe ich erstaunlich schnell gefunden. Dabei hätte mir Warten diesmal nichts ausgemacht. Denn hier ist das Wetter milder als auf den Inseln, was eine willkommene Abwechslung darstellt. Alles ist perfekt, nur ein bisschen Durst habe ich.

Die Bum-Bum-Fanta

Komme an meinem Hostel an, checke mich ein und frage mich, ob es kein Deutsches Wort für das Einchecken gibt. Einbuchen könnte es sein, oder? Gefällt mir persönlich nicht so, dass im Deutschen mehr und mehr Anglizismen die Deutschen Begriffe replacen.

Ganz schlimm ist es ja an deutschen Flughäfen. Da bringt man dann, wenn man schon online eingecheckt ist, sein Gepäck zum Baggage-Drop-off, begibt sich zum Security-Check, shoppt noch etwas im Duty Free Store und dann schnell zum Gate 13 in Terminal D, die Maschine ist zum Boarding bereit. Klar, manche Begriffe klingen im Englischen besser.

Oder wer würde sein Gepäck zum „Gepäckabwurf“ bringen? Klingt wörtlich übersetzt etwas drastisch, aber so mancher Koffer von mir sah nach einem Flug durchaus so aus, als wäre er abgeworfen worden. Der gute alte Gepäckabwurf. Gepäckaufgabe hiess es früher. Dieser Begriff musste vermutlich weichen, da er zu resignierend war. Gepäck-Aufgabe bedeutete, dass jede Hoffnung, den Koffer im selben oder wenigstens im gleichen Zustand wiederzuerhalten, aufgegeben werden muss. Aber das führt zu weit. Ich verzettle mich hier schon wieder total. Schluss jetzt, Anglizismen sind ein Anderes Thema.

Ok, also ich buche mich ein, stelle meine Tasche ab und gehe zum nächstgelegenen Minimarkt. „Mini“ ist bestimmt auch ein Anglizismus. Ich betrete jedenfalls den Winzigmarkt. Mit einer Flasche Wasser in der Hand bin ich schon auf dem Weg zur Kasse, als ich die rote Dose sehe. Fanta Strawberry. Zu Beginn meiner Reise sah ich diese Geschmacksrichtung erstmalig. Seitdem sehe ich sie regelmässig wieder, habe aber bisher immer widerstanden, sie zu kaufen. Zu 99,9% schmeckt eine Fanta mit Erdbeergeschmack sowieso nicht. Aber da sind ja noch 0,1%. Eventuell ist sie also das beste Getränk aller Zeiten. Heute siegt die Abenteuerlust. Greife mir die am besten gekühlte Dose und zahle etwa 80 Cent. Wo gibt es sonst schon so günstige Abenteuer?

Ich verlasse das Geschäft und öffne die Dose mit einem lauten Zischen. Also die Dose zischt. Ich nicht. Der Geruch, der nun heraus strömt, riecht wie eine Woche Zahnschmerzen. Trinke einen Schluck. Boom. Oder besser gesagt: Bum Bum. Es ist eine Geschmacksexplosion, die mich gedanklich zurück in meine Jugendjahre katapultiert. Sie schmeckt genau wie der Stil vom Bum Bum. Kennt das ausser mir noch jemand? Weiss gar nicht, ob es das noch gibt.

Bum Bum war ein rotes Eis mit blauem Stiel. Im Inneren des Stiels befand sich ein Kaugummi. Sobald man dieses aus dem blauen Plastik befreit hatte und zu kauen begann, breitete sich blitzartig ein extrem intensiver Geschmack im Mund aus. Sehr künstlich und wahnsinnig süss. Und gerade als man nach etwa vier Sekunden dachte, dass man diese Reizüberflutung nicht mehr aushalten kann, schlugen Geschmack und Konsistenz knallhart um. Schlagartig war es, wie an einem Ikea-Karton zu knabbern. Der einzige Unterschied zu Bum Bum ist, dass der Geschmack bei dieser Dose 330ml identisch bleibt. Es ist unangenehm süss.

Bei zuviel Salz sagt der Volksmund, dass der Koch verliebt ist. Was aber ist bei zuviel Zucker? Ich folgere, dass das bedeutet, dass der Koch jemanden hasst. Muss eigentlich so sein, denn wenn sauer lustig macht, dann macht süss schliesslich traurig. Der Chemiker, der diese Fanta gebraut hat, muss demnach einen extremen Hass auf alle Menschen haben und versucht, sie traurig zu machen. Zu diesem Profil passt nur ein Terrorfürst. Oder der Programmchef von RTLII. Tippe aber auf Terrorfürst. Suche nach einer Information auf der Dose. So etwas wie „nach einem Rezept von Osama bin Laden“. Finde nichts. (@NSA: Ihr lest bestimmt mit, ihr Schlingel. Also, hier mein Tipp: die CIA mal in die Fanta-Rezeptküchen schicken.)

Bevor der Zucker mein Hirn verklebt, nochmal kurz den Plan durchgehen. Ich habe mich für das Elefanten-Programm „Journey to Freedom“ angemeldet. Bis es beginnt, habe ich noch ein paar Tage Zeit. Nehme noch einen Schluck Fanta.

Das ist dann ein Anderes Thema.

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